Dienstag, 30. September 2014

11 minus 1

Wow! Genau ein Monat liegt meine Einreise in den Libanon zurück und die Zeit verging trotz allem wie im Flug! Die Tatsache, dass ich so lange nichts geschrieben habe, hängt nämlich nicht etwa mit Stress oder Stromausfall zusammen, sondern es liegt schlicht und einfach daran, dass ich immer noch in Kfar-mashoun wohne. Mein Arbeitsbeginn hat sich um einen Monat verschoben. Mal schauen, ob ich wirklich am 18. Oktober mit Arbeiten beginnen kann...
In den letzten beiden Wochen war ich meistens mir selbst überlassen. Die Leute im Haus sind sehr beschäftigt, haben darum nicht immer Zeit zum Reden oder um etwas zu unternehmen und ich selber kann nirgends richtig mithelfen. Aufgrund der ungewissen Lage darf ich das sichere Gelände rund ums Haus nur in Begleitung (diese lässt sich kaum finden) verlassen. Wenigstens hat sich meine Verdauung nach fünf Tagen Durchfall erholt und ich fühle mich wieder fit.
Einer dieser seltenen Momente, bei denen ich Kfar-mashoun verlasse, war heute. Da mein VISA verlängert werden muss, machten wir und auf nach Jbeil. In einem grossen Gebäude voller Amtsleute in Militärkleidern oder Anwalts-Tracht brachte ich meine Unterlagen vorbei. Die Passfotos wurden innert weniger Minuten im Fotogeschäft auf der anderen Strassenseite geschossen und für die Kopien der Unterlangen gibt es an jedem Ecken einen Fotodrucker.
Ich mach die Fotos im Fotogeschäft!
Erstaunlich schnell war die Sache erledigt (nicht so wie auf der Post, als ich etwa eine Stunde für das abgeben von Briefen anstand) und schon gings wieder heimwärts.
Von dort aus fuhren Sr. Saide, der Chauffeur Abu George und ich nach Beit Hebbak. Ich freute mich sehr, alle Leute im Collège zu sehen und kurz Hallo zu sagen. Uns blieb jedoch nicht viel Zeit, denn unsere Mission war es, in den Bergen Äpfel abzuholen. Zu Abu George's Ärgernis verirrten wir uns und waren mit fünf Stunden viel länger unterwegs als geplant. Mich störte dies nicht gross, denn mittlerweile mag ich die langen Autofahrten hier im Libanon. Es gibt immer etwas zu sehen oder zu erleben, was man in der Schweiz nie so antreffen würde. Die Natur, die Architektur der Häuser, die Menschen -  alles ist irgendwie anders.
Morgen kommt Sr. Mona-Marie von ihrer Reise zurück und ich denke, dann wird es wieder mehr von mir zu berichten geben.

Montag, 15. September 2014

auf den Spuren von St. Charbel

Bevor Sr. Mona-Marie sich für zwei Wochen verabschiedete, besuchten wir gemeinsam das Kloster Emmanuel in der Nähe der Ermitage des Hl. Charbel. Dort lebt Sr. Marie Charbel nach dem Vorbild ihres Namenspatron fast wie eine Einsiedlerin und beherbergt für die Dauer von 24 Stunden oder einer Woche Jugendliche, Erwachsene aber auch ältere Leute, die abgeschnitten vom Alltag eine Erfahrung der Stille erleben wollen. Für Gäste bieten die einfachen Zellen und das ruhige Gebäude eine perfekte Grundlage um im Schweigen, Fasten und Gebet sich selbst und Gott zu finden.
Ein Gast über längere Zeit ist Sr. Benedikta aus Hannover. Sie befindet sich auf einer Reise durch den Libanon mit dem Ziel, verschiedene Einsiedeleien zu besuchen. Wie sie mir berichtete, wird sie bald in die Schweiz fliegen, um in Flüeli bei einem Treffen von ihren Erfahrungen zu erzählen.
Die Schwestern hinterliessen bei mir einen tiefen Eindruck, denn sie strahlten diese innere Ruhe und Kraft, die sie aus dem Gebet schöpfen, wirklich aus.
Zum Abschied wurde mir Schweizer Schokolade und ein selbst geknüpfter Rosenkranz geschenkt, da mir anzusehen ist, dass ich gerne Armbänder trage.
neu: Rosenkranz von Sr. Marie Charbel

Beirut

Bereits fünf Tage ist es her, dass ich Sr. Mona-Marie nach Beirut begleiten durfte. Gemeinsam mit zwei Mitschwestern reiste sie vergangenen Donnerstag nach Frankreich und hatte aus diesem Grund noch wichtige Dinge vor ihrer Abreise in der Hauptstadt zu erledigen. 
Vorort von Beirut - Beirut am Horizont
Die Fahrt ins Zentrum hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt. Stundenlang standen wir im Stau, es war ziemlich heiss und ich wusste nicht so recht, wie mich beschäftigen. Darum trank ich viel Wasser und beobachtete die anderern Verkehrsteilnehmer. 
Zum Glück machten wir bei einem Elektronik-Geschäft Halt, deren Mitarbeiter uns wie Gäste mit Kaffee empfingen oder ein WC anboten. Dankend kam ich dem Angebot entgegen. Kenan, der Chauffeur, und ich führten eine Unterhaltung mit Händen, Füssen und ein paar Brocken Französisch, während die Schwester sich übers Angebot erkundigte. 
An diesem Tag lernte ich einige Dinge: wie die Zahlen auf Arabisch geschrieben werden, dass in und vor Beirut der Verkehr stockt (egal zu welcher Tageszeit), warum man keine Hunde eines Elektronik-Geschäfts streicheln sollte und dass ein Nachmittag im Auto so streng sein kann, wie ein Halbmarathon.

Mittwoch, 10. September 2014

drei Tage in Beit-Hebbak

Gestern Abend kehrte ich von einem dreitägigen Aufenthalt im Collège de la Jeune Fille du Liban in Beit-Hebbak zurück. In diesen Tagen durfte ich viele spannende Dinge erleben.
Am Samstag Abend lernte ich Rita und Dalal kennen, welche im Collège leben und arbeiten. Gemeinsam mit ihnen, ihrer Schwester Theresa und den Kolleginnen Julia und Mimo besuchten wir ein Dorffest zur Feier der Hl. Maria. Wir verstanden uns sehr gut und plauderten noch lange in die Nacht hinein, obwohl wir wussten, dass am nächsten Morgen der Wecker früh klingeln würde.
Auf dem Programm stand ein Ausflug mit der Jugend von Jbeil ins Tal von Qadisha. Das Vallée Sainte hat eine besondere Bedeutung in der Geschichte der Christen des Orient und vor allem der Maroniten.
Auf unserer Wanderung durchs Tal kamen wir nicht nur an der Kapelle der Hl. Marina, sondern auch bei einem Eremit vorbei. Er lebt an einem Ort, an dem Christen Zuflucht während Verfolgungen um 1200 n.Chr. suchten.
Ermitage - Einsiedelei
Kapelle der Ermitage
Vallée, Kirche und Mimo
Zum Schluss der Wanderung wurde eine Messe gefeiert und in einem Restaurant für Libanesische Spezialitäten assen wir zu Mittag. Mit vollen Bäuchen machten wir uns auf den Weg zu den Bussen und wurden ein Stück weit von einem Lieferwagen mitgenommen. Das war wohl die schlimmste Fahrt meines Lebens! In ziemlich hohen Tempo rasten wir im überfüllten Wagen ohne Tür über Stock und Stein, immer den Abgrund im Blick. Gott sei Dank war es keine lange Strecke und wir waren nach etwa 10 Minuten des Schreckens erlöst.
Am Montag und Dienstag erholte ich mich im Collège und verbrachte den Tag hauptsächlich damit, Fotos auf dem Laptop zu sortieren, die nahe Umgebung des Schulgeländes zu erkunden oder mit Leuten zu reden, die mir gerade über den Weg liefen.

Samstag, 6. September 2014

en route

Heute bin ich im Schulhaus der Missionsschwestern von Trés-Saint Sacrement zu Gast und habe darum endlich eine bessere Internetverbindung.
Auf dem ersten Bild sieht man Sr. Mona-Marie und mich am Tag meiner Ankunft in Kfar-mashoun. Sr. Mona-Marie führte mich schon an viele Orte, beispielsweise ans Meer oder in die Berge nach Annaya, wo der Heilige Charbel lebte. Während meiner Zeit im Libanon ist sie nicht nur meine Bezugsperson, sondern sorgt wie eine Schwester für mich.
Auf einem unserer Ausflüge besuchten Sr. Mona-Marie und ich ihre Tante. Natürlich wurden wir zum Essen eingeladen. So sieht das im Libanon aus:
Alles wird mit Brot gegessen und am Besten sollte nichts mehr übrig bleiben. Obwohl ich normalerweise alles esse (ausser Fleisch und Fisch) muss ich mich noch an die libanesische Küche gewöhnen. Was ich jedoch sehr schätze sind die vielen Früchte und das Gemüse, welches jeweils aufgetischt wird. Sahten!

Freitag, 5. September 2014

Sabah al kheir!

Seit nun mehr als vier Tagen lebe ich im Land der Zedern und ich sage euch: die restlichen 330 Tage können kommen!
Schon am Flughafen wurde ich herzlich von Sr. Mona-Marie empfangen und merkte, wie offen, gastfreundlich und herzlich die Menschen hier sind.
Momentan verbringe ich die meiste Zeit im Haus der Missionarsschwestern der Communauté de Trés-Saint Sacrement, indem betagte Frauen beherbergt werden. Wenn ich nicht gerade mit Recycling-Material bastle oder zusammen mit Sr. Mona-Marie die Umgebung erkunde, helfe ich in der Küche mit oder probiere libanesische Spezialitäte aus. Mein Aufenthalt bei den Damen beschränkt sich auf ein duzend Tage, denn bald werde ich ins Haus der "Message de la paix" umsiedeln. Wie meine dortige Aufgabe aussieht, wird sich zeigen.
meine tägliche Aussicht aufs Mittelmeer